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Großvater
 


„Seid Ihr auch schon am Packen?“, fragte Arr seinen in Schanghai elektronisch verbundenen Zwillingsbruder, als er mit Lu und Xiao die Reisetaschen schulterte, um das Klinikgebäude zu verlassen. Das Taxi war inzwischen eingetroffen. Im Gegenzug zu Arrs und Lus Wechsel nach Schanghai kamen in etwa dem gleichen Zeitraum He und Ka nach Frankfurt. Damit sie sich nicht begegneten, machten sich die Schanghaier ebenfalls auf den Weg.
„Wir starten erst in ein paar Stunden, weil wir den Nachmittagsflug nehmen“, sagte He im Flüsterton, um seinen Zimmerkameraden nicht zu wecken. Arr konnte Hes Mitbewohner im morgendlichen Dämmerlicht nur schemenhaft auf dem Display als hervorlukenden schwarzhaarigen Flecken erkennen. Sein Name war Yushiao Wang. Es würde noch etwa einen Tag dauern, bis Arr anstelle von He das Zimmer mit ihm teilte, und Yushiao würde den Wechsel nicht einmal bemerken. Jedenfalls verhielt er sich jedes Mal so. Er, wie auch die anderen ortsgebundenen Klone in der Abteilung des Childrens Hospitals sahen in den Kopfbügeln, die nur die Frankfurter permanent, also auch bei der Morgen- und Abendtoilette und selbst beim Sport trugen, eine Besonderheit, die sie auf Abstand zu ihnen hielten. Zumindest stellten sie den Wechselzwillingen keine bohrenden Fragen, wenn ihnen ungewöhnliche Verhaltensweisen an den Headsetträgern auffielen. Der eigentliche Grund dafür, der regelmäßigen Zwillingstausch blieb ihnen verborgen. Sie hielten sich zurück, wie wenn sie das Handicap eines Menschen aus Höflichkeit zu überspielen versuchten, ohne es völlig zu ignorieren. So vermochten sich die Zwillinge dank der ständigen audiovisuellen Verbindung über Kopfbügel und Brillen mit dem Effekt der Doppelpräsenz so perfekt in die Lebensumstände ihrer Ebenbilder einzufügen, dass sie nahtlos gegeneinander ausgewechselt werden konnten.
Arr und He hatten keinerlei Abneigung gegen ihren Zimmerpartner im Schanghaier Kinderheim. Er war so alt wie sie, aber von etwas grazilerem Körperbau. Seine Gesichtszüge waren asketisch und konnten die eines Japaners sein, glaubten sie. Ihre Vermutung, dass er von Japanern abstammte, schien sich zu bestätigten, als He vor einem halben Jahr sein Zimmer betrat, weil er etwas aus seinem Schrank für den Unterricht vergessen hatte. Bei seiner unplanmäßigen Rückkehr ins Zimmer traf er völlig überrascht einen Erwachsenen bei Yushiao an. Besuch gab es im Heim selten, vor allem nicht ohne Ankündigung. Als wären sie vom eingetretenen He ertappt worden, sprangen Yushiao und der Erwachsene sofort auf und fühlten sich einer Erklärung schuldig. „Das ist mein Großvater“, stellte Yushiao etwas verlegen den etwa Fünfzigjährigen, an den Schläfen Ergrauten vor. Doch statt ihm die Hand zu reichen, machte der Mann vor He offenbar aus Routine die für Japaner typische Begrüßungsverbeugung, die He als Höflichkeitsgeste nur in Ausnahmefällen anzuwenden gelernt hatte. Prompt raunzte Arr, der die Szene von Ferne via Hes Kopfkamera beobachtete, respektlose Bemerkungen in den Kopfhörer, was Hes Achtung vor dem Mann unterminierte. He war ja nur zufällig und in Eile ins Zimmer gekommen, und weil er selbst die unerwartete Begegnung als peinlich empfand, zog er sich, nachdem er den Gegenstand, dessentwegen er zurückgekehrt war, dem Schrank entnommen hatte, unsicher lächelnd und mit einer weiteren Verbeugung rückwärts aus der Tür zurück.
„Was war denn das?“ verwunderte sich Arr per Remotekanal in Hes Ohren, „normalerweise lassen die doch gar keinen Fremden in unseren Wohnbereich“.
„Er ist aber sein Großvater. Das ist ein Familienbesuch“ versuchte He die Situation zu erklären.
„Quatsch, Familienbesuch. Wer von den Jungen im Heim hat denn überhaupt Familie? – Wo ist denn zum Beispiel deine Familie?“ setzte Arr mit einem Unterton der Entrüstung nach.
Im Moment machte sie die Frage etwas nachdenklich, obwohl beide spontan darauf mit „in Frankfurt“ geantwortet hätten. Doch Arr und He wussten, dass sie adoptiert waren und, erkennbar an ihren asiatischen Gesichtszügen, nicht von Pilar und Ino abstammten, die das Elternrecht für sie innehatten.
He, mit seinen 12 Jahren schon fast 1,80 Meter groß, fiel bei der Verbeugung des etwa eine Handbreit kleineren Mannes ein unter dem Halsansatz eingebranntes Tattoo auf. Weil sich der Jackenkragen aufwölbte, konnte er es erkennen. Später sprach He mit seinem Zwillingsbruder darüber: „Hast du das Tattoo gesehen?“ Arr konnte sich nicht erinnern. „Lass es uns noch einmal anschauen, das hat bestimmt etwas zu bedeuten.“ Sie ließen sich über ihre Videobrillen, die Aufzeichnung von diesem Moment der Verbeugung noch einmal anzeigen. „Tatsächlich“, sagte Arr, „da ist es“ und zoomte sich das Hautbrandzeichen heran. „Es ist eine Blüte mit einem Dornenkranz drum herum“ stellte er fest.
„Ich male es schnell ab und zeige es Xiao. Der weiß vielleicht damit etwas anzufangen“, entschied He. Während er noch an seiner Skizze arbeitete, wandte Arr ein: „Das sind keine Dornen, das sind übereinandergelegte, in einem Kranz angeordnete Schwerter“.
 
Weil Xiao im Moment nicht erreichbar war, ließen sie die Dinge auf sich beruhen. Bald dachten sie nicht mehr daran. Erst ein paar Monate später, als Arr inzwischen nach ihrem nächsten Zwillingstausch an Hes Stelle bei Yushiao im Zimmer wohnte, hatte er das Gespräch mit seinem japanisch aussehenden Altersgenossen auf das Thema Familie gebracht: „Deinen Großvater, siehst du den öfter? Und wo ist eigentlich dein Vater?“
„Ich habe keinen Vater, der ist tot. Meine Mutter auch. Mein Großvater ist einmal mich besuchen gekommen. Das darf er jetzt aber nicht mehr. Stattdessen werde ich ihn bald selbst aufsuchen.“
Das mit den toten Eltern stimmte natürlich nicht. Das wusste Arr. Schließlich war Yushiao ein Klonkind, und zwar aus dem Erbmaterial, das genau jener Mann, der den Jungen unvorschriftsmäßig besucht hatte, dem Institut vor etwa 13 Jahren übergeben hatte.
Der hatte zwar selbst einen Sohn, der theoretisch die Generationslücke zwischen ihm und dem Zwölfjährigen hätte schließen können. Aber der Mann war schwul und wollte aufgrund seiner strikten Fortpflanzungsverweigerung dem Enkelwunsch seines Vaters nicht nachkommen. Der Alte hatte sich darum mit dem Ansinnen des genetischen Instituts am Schanghaier Childrens Hospital einverstanden erklärt, erneut einen Sohn aufziehen zu lassen. Das erschien ihm als ein willkommenes Angebot.
Doch das war kein Angebot, nicht mal ein scheinbares. In dem Vertrag, den er unterzeichnete, wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Genspender keinerlei Elternschaftsansprüche stellen konnte. Außerdem hatte er sich von dem aus seiner Spenderzelle hervorgegangenen Kind fernzuhalten. Auch dann, falls er, auf welchem Weg und aus welchem Grunde auch immer, Einblick in die Umstände der Aufzucht erhielte. Schließlich war er unter Androhung von unangenehmen Konsequenzen zur Verschwiegenheit verpflichtet.
An jenem Tag seines Besuchs war es  Yushiaos vermeintlichem Großvater über heimliche Verbindungen ins Childrens Hospital gelungen, zu dem Jungen ins Zimmer vorzudringen. Wohl mit dem Ziel, ihn auf die Übersiedlung in sein Haus vorzubereiten, auch wenn er noch nicht so weit war, ihn zu entführen. Dem Zwölfjährigen erzählte er die Lügengeschichte vom Tod der Eltern. Was seinen erwachsenen echten Sohn anging, der war munter und fidel und ein intelligenter Gamer, und zwar so intelligent, dass er als Dauerspieler einen Beratervertrag mit einer Spielesoftwarefirma hatte, die auch seriöse zertifizierte Produkte auf den Markt brachte.
Der „Großvater“ hatte sich einen Plan zurechtgelegt, wie er mithilfe seines spieltalentierten Sohnes sein Wunschkind Yushiao aus den Fängen des Institut zu lösen vermochte: Durch Gaming. Telefonisch  war der Klon für ihn unerreichbar. Darum setzte er darauf, über Spielsessions die Verbindung zu ihm herzustellen. Heimfremde konnten übers Netz an Computerspielsitzungen teilnehmen, die das Institut mit den Heimkindern veranstaltete oder ihnen auf deren Drängen zugestand. Er bewog seinen  26 jährigen echten Sohn, in Rollenspiele einzusteigen, an denen auch dem zwölfjährigen Heimkind erlaubt war, sich zu beteiligen. Bei zertifizierten Erziehungsspielen waren externe Klassespieler durchaus erwünscht, weil die Teilnehmer durch einen Meister reiche Spielerfahrung hinzugewannen.
„Großvater“ hoffte also mit Hilfe seines Sohnes übers Gaming sein umworbenes Heimkind als Familienmitglied an sich zu binden. Aber wie sollte das gehen, wenn in der wirklichen Welt verschlossen blieb, mit wem man es in der virtuellen Welt zu tun hatte. Reale Identitäten wurden im Verlauf des Spiels nicht erkennbar. Die Spielbeteiligung erfolgte unter Namen und Rollen, die vom Grundprogramm des Spiels festgelegt wurden. Und der unmittelbare Gedankenaustausch über Telefonate oder per Messages war ausgeschlossen. Dennoch war es „Großvaters“ Ziel, auf diesem Weg einen dauerhaften Kontakt zu dem Klonkind herzustellen. Sein leiblicher Sohn war so tief dem Gaming verfallen, dass er als spielsüchtig eingestuft wurde. Er konnte den Kleinen im Rollenspiel sicherlich so weit umgarnen, dass der der Heimwirklichkeit durch Spielsucht schleichend entzogen und, so hoffte „Großvater“, ihm vom Institut schließlich freiwillig überlassen wurde. Irgendwie war das ein verrückter Plan, vergleichbar damit, dass jemand seinem in einem Internat gehaltenen Kind heimlich Drogen zukommen ließ, um es als drogenabhängig von der Schulleitung auffliegen und von ihr verstoßen zu lassen. Der Plan war um so widersinniger, weil Spielsucht im Zusammenhang mit seriöser, für die Erziehung eingesetzter Software kein Thema mehr war. Die Spielproduzenten waren derartigen Vorwürfen längst erfolgreich entgegengetreten.

Nach der beherzten Verabschiedung von Pilar in Frankfurt erreichten Lu, Arr und Xiao pünktlich ihre Maschine und genossen wie gewöhnlich die Annehmlichkeiten eines Langstreckenflugs nach Schanghai. Während Lu sich via Dauerverbindung über Kas jüngste Eskapaden in Schanghai amüsierte und die Fernverbindungsfunktionen ausprobierte, die sich neuerdings durch Gedanken steuern ließen, nutzte Arr seine Reisefreiheit, um im Netz nach neuen Kontakten zu Spielgefährten Ausschau zu halten.
Xiao half ihm, die technischen Möglichkeiten im Großflugzeug zu nutzen und sich übers Netz die Zeit in einem Rollenspiel zu vertreiben, das die Teilnehmer nach ihren Fantasievorstellungen ausgestalten konnten. Er tat das, obwohl Pilar den Jungen Gaming untersagt hatte. Xiao holte die „Fingerhüte“ hervor. So nannten sie die Sensoren, die zur elektronischen Übersetzung von Hand- und Armgesten benötigt wurden. Er steckte sie auf Arrs zehn Finger. Der hatte die künstlichen Fingerkuppen mit lustigen Gesichtern angemalt, sodass sie wie kleine Puppen aussahen. Der junge Künstler selbst konnte sie nicht sehen, wenn er durch den Augenaufsatz gänzlich auf das simulierte Gesichtsfeld des Spiels konzentriert war. Er bot nun in seinem Flugzeugsitz durch die besondere Brille und die gestikulierenden Hände ein vergnügliches Bild, das Xiao zum Schmunzeln brachte. Arrs Spielpartner war ihm von irgendwoher in einem sogenannten virtuellen Abenteuerspielplatz im Cyberspace begegnet. Die Spielteilnehmer konnten auf dem Bildschirm durch einen fotoechten Avatar agieren, der sie selbst darstellte. Das gab den Kindern eine einigermaßen genaue Vorstellung von ihren Mitspielern. Diese Spielmöglichkeit in Form von Miniaturfiguren mochten sie besonders, weil sie ihren Fantasien freien Raum gaben und ihre wundersamen Ideen greifbarer erscheinen ließen. Entgegen den Auffassungen von Kritikern, die die Kinder von den Spieleinrichtungen wegzuzerren versuchten, förderten derartige Spiele die kindliche Fantasie und Vorstellungskraft. Statt den Realitätssinn zu vernebeln, halfen sie, echte Beziehungskonstellationen spielerisch zu bewältigen.
 Xiao ließ Arr gewähren, weil er davon überzeugt war, dass 3-D-Online spielende Kinder ihren Realitätssinn stärker ausprägten als die, die ihre Gedankenwelt auf das langweilige, starre, unnachgiebige Hier-und-Jetzt der wirklichen Welt beschränkten. Schon immer wurde es Kindern und Jugendlichen erschwert, in neue Erlebniswelten vorzustoßen, argumentierte Xiao. In früheren Generationen waren es  Romanheftchen, Comics und Bildergeschichten, die sie nur heimlich genießen konnten, dann bei Film, Fernsehen und Videos, deren Zugang wieder von den Erwachsenen durch Verbote kontrolliert wurde. Und als das Internet neue Horizonte eröffnete, hielten prompt die Erwachsenen wieder die Hand davor.
Nun legten sie den aktuellen Drei-D-Interaktionsspielen in virtueller Realität Beschränkungen auf. Für jedes neue Medium waren immer wieder Studien erstellt worden, die beweisen sollten, dass zu viel Lektüre, zu viel Film, zu viel Videospiel und schließlich zu viel 3-D-online mit virtueller 360°-Umgebung schädlich und entwicklungsbehindernd auf Kinder wirkte und gegebenenfalls süchtig machte. Xiao gab zu: Der Vorwurf, oder besser die Warnung vor diesen Medien war gerechtfertigt, wenn Kinder auf Dauer mit diesen Spielzeugen sich selbst überlassen blieben. Schließlich war er ja Erzieher.

Arr und sein spontaner Spielpartner hatten sich selbst als Avatare in ihr fantasiertes Geschehen eingebunden. Stolz hatte sich der neue Spezi neben Arr platziert, der in der virtuellen Welt ein gutes Stück größer war als sein Partner. Vom Bildschirm lächelten beide den Betrachter an, und als der 20 Zentimeter große Freund-Avatar gewichtig seinen Arm auf den zwei Zentimeter größeren Arr legte, schien in dem Moment der echte Arr den Cyberfreund auf seinen Schultern zu spüren, sodass er auf seinem Flugzeugsitz ein wenig Hin und Her rutschte. Ein Gefühl von tiefer Sympathie durchwärmte den 12-Jährigen.,012

Während Arr sich auf dem Langstreckenflug nach China mit voller Begeisterung seinem neuen Spezi widmete, begann Lu sich zu langweilen. Er hatte inzwischen genug von Kas Highlights der vergangenen Tage aus der Doppelpräsenzaufzeichnung angeschaut. Wie es jetzt, Stunden vor Lus Ankunft, bei Ka in Schanghai aussah, war ihm längst vertraut. Er wusste, was ihn da erwartete. Der Bruder war momentan in Vorbereitungen, um mit He und Peixian den Flug nach Frankfurt anzutreten. Genauso wie Ka hasste auch Lu die Packerei vor jeder Reise. Vor allem widerstrebte es ihm, zu entscheiden, was mitzunehmen war und was nicht. Er fand es nervig, abzuchecken, was der Vorgänger sinnvollerweise an alltäglichen beweglichen Gebrauchsgegenständen am Zielort zurückließ. Es wäre ja wohl dumm, Spielzeuge wie Bälle und Tennisschläger dauernd hin und her zu fliegen, wenn es doch darauf ankam, den Zwillingswechsel möglichst unauffällig durchzuziehen. Das galt auch für Kleidungsstücke, die im Normalfall doppelt vorhanden waren. Sie sparten dadurch eine Menge Reisegepäck ein. Alle Äußerlichkeiten ihres Alltagslebens sollten möglichst gleich bleiben. Dank ihrer audiovisuellen Verbindung wussten die Wechselnden immer schon, was am Reiseziel auf sie zukam. Sie waren darauf vorbereitet, sich in ihrem Dreimonatsaufenthaltsort so zu verhalten, als wären sie vorher gar nicht abwesend gewesen. In diesem Punkt gingen Pilars Erwartungen an die Doppelpräsenzstrategie voll auf. Die jungen Gehirne hatten offensichtlich keine Probleme damit, mit zwei Örtlichkeiten gleichzeitig vertraut zu sein, und, was noch wichtiger war, sich darin praktisch parallel heimisch zu fühlen.
Während Lu gelangweilt an die Decke des Flugzeugs starrte, vernahm er über seine Kommunikationseinheit die Einladung zu einem Mehrpersonenspiel im Netz. Die Einladung erschien ihm irgendwie bekannt. Er stellte fest, dass sie aus dem Klonkinderheim in Schanghai kam, wohin er ja gerade unterwegs war. Er stieß Xiao an, um die Aufmerksamkeit seines Betreuers auf das zu lenken, was er ihm jetzt sagen wollte. Denn wenn einer zum Sprechen den Mund aufmachte, konnte man nicht wissen, an wen die geäußerten Worte gerichtet waren. Es konnte sich um ein Telefongespräch mit einem Gesprächspartner irgendwo auf der Erde oder auch mit mehreren gleichzeitig handeln, um Eingaben in die virtuellen Welt eines Spiels oder aber um Befehle an ein intelligentes Gerät in der Nähe.
Was früher als Symptom der Persönlichkeitsauflösung galt, wenn jemand laut und vernehmlich vor sich hinsprach, hatte sich zum Erkennungszeichen besonders tüchtiger Menschen mit vielseitiger Einsatzbereitschaft gewandelt. Wer dagegen sich alleine durch die Öffentlichkeit der modernen Geschäftswelt bewegte und dabei stumm blieb, erwies sich als nicht hinreichend ausgelastet, da er in dem Zeitintervall zwischen zwei Kontakten seinen Atem nicht fürs Geschäft nutzte.
Um möglichst erwachsen zu wirken, ahmten die Jungen solche Dauersprechakte nach und quasselten schlau Klingendes, Befehlartiges vor sich hin. Der Effekt war, dass sich dadurch kein Mensch mehr angesprochen fühlte, es sei denn, er hatte einen Stupser in die Seite bekommen.
Nachdem sich Lu bei Xiao Gehör verschafft hatte, machte er ihn auf die Spieleinladung aufmerksam. Er hoffte, dass der Erzieher ihm erlaubte, dort mit einzusteigen. „Es sind noch mehrere Rollen unbesetzt, willst du nicht auch mitmachen?“, drängte er Xiao. Es handelte sich um ein Spiel aus dem Fantasy Genre.